Hinrich Schultze: Erfahrungen in Kurdistan 8. März bis 10. April 2016

Hinrich Schultze: 2016, Türkei, KurdistanIm Rahmen unserer Veranstaltungsreihe mpz-salon wollen wir am Donnerstag, den 28. April 2016, 19:30 Uhr,  wie immer bei Salzstangen, Wasser und Wein, ein Thema weiterführen, dass inzwischen weitgehend aus den Medien verschwunden ist. Diesmal keinen Film, aber die aktuelle Fotodokumentation und den Reisebericht des Fotografen Hinrich Schultze : Erfahrungen in Kurdistan 8. März bis 10. April 2016
(da uns die Räume zum 30.6.2016 gekündigt worden sind, wird dies wohl der letzte mpz-salon in diesen Räumen sein)

hier ein Einblick das Tagebuch von Hinrich Schultze:
08.03.2016
Ich bin unterwegs nach Diyarbakir. Leider bekomme ich hier auf dem Flughafen von Istanbul von den Feierlichkeiten zum Internationalen Frauentag nichts mit. In Diyarbakir ist es den Frauen gelungen eine grosse Demonstration durchzuführen. Andernorts wurden Versammlungen verboten, in Istanbul unter Verwendung von Tränengas und Gummigeschossen aufgelöst. Unterdessen erklärt Präsident Erdogans Ehefrau Emine die Vorzüge des Harems im Osmanischen Sultanat.
15.03.2016
Wieder sind die ganze Nacht über Schüsse und schwere Explosionen zu hören. Irgendwann muss ich mal schlafen aber wie kann man ruhig schlafen wenn wenige hundert Meter entfernt Menschen sterben müssen.
Am Morgen steht fest der Gefechtslärm kam nicht aus der Altstadt sondern aus dem Stadtteil Bağlar. Dort ist eine neue Ausgangssperre verhängt worden.
Da ich anscheinend so aussehe, als würde ich mich nicht richtig auskennen, erklärt mir einer der jungen Leute was man zum Überleben in ähnlichen Situationen wissen muss.
Schwarze Panzerfahrzeuge sind ungefährlich. Sie verschiessen nur Tränengasgranaten. Weisse Fahrzeuge sind gefährlich. Aus ihnen wird mit scharfer Munition geschossen. Grosse Landrover sind noch gefährlicher. Sie sind zusätzlich mit einem schwerem Maschinengewehr ausgestattet, damit werden grosse Löcher in Häuserwände geschossen. Wenn man einem Polizisten oder Soldaten begegnet muss man so tun als sei er gar nicht vorhanden. Wenn man ihm versehentlich in die Augen schaut ist die Gefahr gross, dass man sofort verhaftet wird.
03.04.2016
Wir haben es nach Cizre geschafft. Nach einem mehrmonatigen Beschuss durch das Militär sind weite Teile der Stadt verwüstet. 50 000 Menschen mussten in den vergangenen Monaten auf Grund der Ausgangssperre ihre Häuser verlassen. Hunderte starben in den Trümmern. Wer zurückkehren konnte fand die Wohnungen zerschossen, geplündert, enteignet oder gar nicht mehr vorhanden vor. Der Park in dem wir all die Jahre unseren Tee getrunken hatten ist von der Polizei besetzt.
Die grösste Not versucht die privat organisierte Rojava Solidarity and Aid Association abzufangen: 10 000 Menschen, die Haus oder Familienmitglieder in den Kämpfen verloren haben, werden mit gespendeten Lebensmitteln unterstützt. Ihre freiwilligen Baubrigaden versuchen die gröbsten Schäden an den Häusern zu reparieren.

Spenden und Einnahmen aus dem Getränkeverkauf am Veranstaltungsabend gehen an die Hilfsorganisation ‚Rojava Solidarity‘ (https://www.rojavadernegi.com/)

Eintritt: Spende

Informationen zu unseren Veranstaltungen: Wir informieren und laden gerne zu unseren aktuellen mpz-Veranstaltungen per RSS-Feed oder per eMail ein. Wer in den eMail-Verteiler will, sende bitte eine entsprechende eMail an uns: info@mpz-hamburg.de

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