mpz-salon: Rückkehr in die windige Stadt

Denkmal Platz der BefreierIm Rahmen unserer Veranstaltungsreihe mpz-salon zeigen wir am Dienstag, den 20. Oktober 2015, 19:30 Uhr  wie immer bei Salzstangen, Wasser und Wein den Dokumentarfilm: Rückkehr in die windige Stadt  von Kristina Forbat 2013, 52 Min.

Krisitina Forbat wird zum Gespräch dabei sein.

„Meine jüdisch Großmutter sagte mir einmal:
„Unsere Familie lebte in fünf Regimen: Wir waren zunächst Ungarn, dann für kurze Zeit Tschechoslowaken. Plötzlich wurden wir wieder zu Ungarn. Eines Tages waren wir nicht mehr erwünscht. Irgendwann waren wir alle gleich und jetzt sind wir alle frei.“
Sie hat ihr gesamtes Leben in einer einzigen Stadt verbracht: in Košice, zu Deutsch Kaschau. Die Stadt hat sich nicht vom Fleck bewegt und doch hat meine Großmutter in ihr ein bewegtes Leben geführt. In ihrem einen Leben war sie Bürgerin gleich mehrerer Staaten.

Die Worte meiner Großmutter ließen mich nicht los und so begab ich mich auf eine Spurensuche in Kaschau. Dieser Ort ist nicht nur die Heimat meiner Vorfahren, auch ich habe dort meine ersten drei Lebensjahre meines Lebens verbracht.
Der Film ist ein persönliches Portrait der Stadt mit dem Fokus auf die Geschichten ihrer Bewohner. Kaschau wurde im 20. Jahrhundert durch Kriege und Grenzverschiebungen zum Schauplatz von Deportationen und Vertreibungen sowie zum Spielball im ideologischen Antagonismus des Ost-West-Konfliktes.

Als Filmautorin kehre ich in meine Geburtsstadt zurück. Durch Gespräche mit Zeitzeugen unterschiedlicher Generationen und Herkunft (Juden, Ungarn, Slowaken, Deutsche) taste ich mich vor in der Zeitgeschichte Kaschaus. Der Film nimmt die wechselnden Perspektiven dieser Interviewpartner ein und zeigt auf, wie die politischen Umbrüche ihr eigenes Leben beeinflussten. Auch junge Kaschauer der postkommunistischen Generation kommen zu Wort. Sie blicken bewusst nach vorn und wollen die Zukunft ihrer Stadt aktiv mitgestalten. Die Erzählung der politischen Ereignisse anhand der persönlichen Schicksale der Zeitzeugen macht die Stadtgeschichte lebendig und selbst für Nichtkenner Mittel- und Osteuropas sehr greifbar.

Ein reicher Fundus an zeitgeschichtlichen Dokumenten, Fotografien, Postkarten aus privaten Quellen verstärken die Authentizität der Ereignisse. Film- und Fotoaufnahmen, die ich während der Recherche für dieses Projekt in alten Kartons bei meinen Großeltern entdeckte, geben Eindrücke aus dem jüdischen Leben Kaschaus in den 1930er Jahren. Die eingespielten Sequenzen meiner Kindheit in der Slowakei, unserer Emigration nach Deutschland kurz vor der Wende 1989 sowie die letzten Aufnahmen meiner jüdischen Großmutter verstärken die persönliche Erzählweise und führen den Zuschauer wie ein roter Faden durch den Film.“

Kristina Forbat hatte 2013 das Stadtschreiber-Stipendium des Deutschen Kulturforums östliches Europa in der ostslowakischen Stadt Stadt Košice/Kaschau.

Eintritt: Spende

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